Werte Gäste,
geschätzte Herren und Damen Farbenbrüder und -schwester,
liebe Philister und Bundesbrüder,

Wieder ist es soweit.

Das Ostverbindungen des Wingolfsbundes treffen sich traditionell zu seiner Ostkreuzkneipe. Und liebe Brüder, ich möchte Euch alle herzlich im Namen des Leipziger Wingolf hier in Klein Paris willkommen heißen. Es freut mich sehr zu sehen, wie gut besucht unsere diesjährige Ostkreuzkneipe wieder ist und wie viele Bundesbrüder, Farbenbrüder und -schwestern, sowie Gäste den Weg hier nach Leipzig gefunden haben.

Aber gerade historisch betrachtet müssen wir unseren Stolz und unsere Dankbarkeit beibehalten, denn wir dürfen nicht vergessen, dass so eine Veranstaltung ohne die Angliederung der neuen Bundesländer an die Bundesrepublik Deutschland nicht stattfinden könnte. Und dies war verursacht durch viele mutige Bürger der DDR, die auf die Straße gegangen sind, um ihrem Unmut friedlich, aber bestimmt Ausdruck zu verleihen. Es haben sich viele Bürger zusammengeschlossen zu einer Einheit für Einigkeit und Recht und Freiheit. Das dürfen wir nicht vergessen, diesen Menschen haben wir zu verdanken, dass wir heute hier sind und gemeinsam feiern können. Und um sich genau das zu verinnerlichen, sich dieser Geschichte bewusst zu werden gibt es keinen besseren Ort, als unser schönes Leipzig. Von der Leipziger Nicolaikirche gingen die friedlichen Proteste aus und verbreiteten sich in der gesamten damaligen DDR und führten dazu, dass sich das SED-Regime beugen musste und wir zur Einheit Deutschlands fanden.

Nun war es möglich, dass man hier frei wählen durfte, seine Meinung frei äußern konnte. Man konnte sich versammeln und organisieren wie man wollte. Das war die erneute Geburtsstunde des Ostverbindungen des Wingolfsbundes angefangen mit Jena, Rostock und Erfurt bis hin zu Leipzig und Halle. Und diese Ostverbindungen haben sich dann aufgrund Ihrer gemeinsamen Geschichte zusammengefunden und treffen sich seit über 10 Jahren als Ostkreuz bis in den heutigen Tag hinein.

Das dies eine Besonderheit darstellt sehen wir auch, wenn wir die aktuelle gesellschaftliche Situation Deutschlands betrachten. Die Gesellschaft ist gespalten, Extreme werden immer Stärker, eine politische Mitte gibt es nicht mehr, der Diskurs ist schroff, die Gemüter erhitzt. Man möchte sich auch nicht mehr binden, sowohl beruflich als auch privat möchte jeder Einzelne immer mehr Freiheiten ausleben und dabei entsteht es tagtäglich, dass ewig lange Freundschaften sich verlaufen oder gar sich auflösen, dass Beziehungen, Lebenspartnerschaften und Ehen zerbrechen und immer mehr Mitmenschen als Folge daraus ein fester Anker im Leben fehlt.

Diese Folge bleibt uns Korporierten zum Glück meist erspart. Denn wir haben unsere Gemeinschaft, unsere Bünde die uns auffangen, uns Halt geben, ein offenes Ohr für uns haben und die uns unterstützen. Wir haben etwas, wofür uns wahrscheinlich die meisten beneiden werden – echte Freundschaft, wahrhaften Zusammenhalt und bedingungslose Treue ein Leben lang. Gerade in diesem Jahr ist mir dies wieder besonders deutlich klargeworden, denn 2023 war wieder ein Wartburgjahr. Alle 34 Wingolfsverbindungen treffen sich für ein Wochenende in Eisenach, man lernt sich kennen, trifft Freunde aus anderen Verbindungen wieder, schließt neue Freundschaften und fängt an sich gegenseitig zu besuchen.

Wingolf bedeutet Freundeshalle und genau das Leben wir tagtäglich, seien es die gemeinsamen Besuche, die Veranstaltungen des Bundes oder unsere Ostkreuzveranstaltungen. Wir sind füreinander da, um miteinander zu wachsen. Dies dürfen wir nicht vergessen. Dies dürfen wir nicht vernachlässigen. Dies müssen wir schützen und jeder neuen Aktivengeneration weitergeben! Nur zusammen sind wir stark und nur zusammen können wir weiter wachsen, blühen und gedeihen.

In diesem Sinne dem Wingolfsbund, dem Ostkreuz und allen anwesenden Wingolfsverbindungen ein vivat, crescat, floreat in aeternum.

DER SENIOR DES LEIPZIGER WINGOLF